Erdfrequenz

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

#41 #Krautschau: Es gibt kein Unkraut! - mit Julia Krohmer und Christiane Ehringhaus

19.05.2025 44 min

Zusammenfassung & Show Notes

Überall in unseren Städten blüht, sprießt und gedeiht es zwischen Pflastersteinen und in Mauerritzen, wir nehmen es nur selten wirklich wahr – und wenn, dann oft als störendes Unkraut. Dass dem nicht so ist, darum geht es beim Projekt #Krautschau: Pflanzenfans spazieren durch die Städte, bestimmen (am besten mit Hilfe einer App) die verschiedenen Arten und schreiben sie mit Kreide an Ort und Stelle auf. Wie man mitmachen kann, was man alles mitbringen muss (Spoiler: wirklich nicht viel!) und wie es überhaupt zu der Idee kam, das erklären in dieser Folge von "Erdfrequenz" Dr. Julia Krohmer und Christiane Ehringhaus. Julia hat die #Krautschau mit ins Leben gerufen, Christiane ist seit der ersten Stunde dabei. Und beide zeigen: Sie schafft nicht nur ein neues Bewusstsein für die städtische Natur, sondern macht einfach jede Menge Spaß!

Dieses Jahr findet die Aktion vom 16. bis 25. Mai statt. Alle Informationen zu #Krautschau mitsamt Veranstaltungskalender gibt es auf der Website des Projektes

Noch mehr Wissen über die faszinierenden Mauerblümchen gibt's im Buch von Julia Krohmer und Alexandra Maria-Klein: "Das wächst in deiner Stadt", erschienen im Kosmos Verlag.

So funktioniert die App "Flora incognita", die Julia und Christiane für die #Krautschau empfehlen.

Noch Fragen zur Aktion? Dann einfach bei Julia melden: julia.krohmer@senckenberg.de.  

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Transkript

wegen Mauerblümchen. Sie wachsen unbeachtet zwischen Pflastersteinen, trotz der Betonwüste, dem Autoverkehr, der Trockenheit und tausenden Fustritten. Wer genau hinschaut, entdeckt überall in unseren Städten Pflanzen, die auch die unwirtlichsten Ecken begrünen. Das Blüt in Mauerritzen sprießt aus Fugen und Gedalt zwischen Pflastersteinen, und zwar jenseits aller angelegten Parks oder Beete. Noch immer gelden vielen die ungeplant wachsenden Pflanzen aber als Unkraut und wahrscheinlich hören Sie die großen Anführungszeichen, die wir heute um dieses Wort setzen wollen, jetzt schon in meiner Stimme. Denn in Wahrheit sind die pflanzlichen Überlebenskünstler in unseren Städten ein unbezahlbarer Schatz für die Luft, das Wasser, das Klima und das ganze Leben in der Stadt. Deswegen geben wir dem Fugengrün heute die große Bühne in dieser Folge von Erdfrequenz, dem Podcast der Senckenberggesellschaft für Naturforschung. Es geht um die Mitmachaktion Krautschau, ein Projekt, das uns alle auffordert, in die Knie zu gehen, zu fotografieren, was da wächst und was allzu oft übersehen wird. Es geht darum mit Smartphone, Kreide und Hashtags, die Natur in der Stadt sichtbar zu machen. Heute sind zwei Personen hier, über die ich mich ganz besonders freue. Die eine ist so was wie einer der Köpfe hinter Krautschau und die andere ist eine Mitmacherin der ersten Stunde, Julia Krohmer. Hallo, schön, dass du da bist. Hallo, guten Morgen. Und Christiane Ehringhaus. Hallo, ich freue mich jetzt zu sein. Stellt euch doch mal kurz vor, wer seid ihr und warum haben wir euch für Krautschau heute eingeladen? Wir fangen mit dir an, Julia. Ja, ich bin Julia Krohmer. Ich arbeite bei Senckenberg seit gut 15 Jahren in der Wissenschaftskoordination. Ich bin da auch für Transfer- und Veranstaltungen zuständig und bin eigentlich zufällig zur Krautschau gekommen. Vor sechs Jahren im ersten Corona-Jahr haben wir die zum Spaß gemacht mit ein paar Pflanzenbegeisterten so aus der Bekanntschaft und aus Frankfurt und haben dann gemerkt, was das für ein spannendes Format ist und wie viel man damit noch machen kann. genau dieses Format funktioniert, worum es geht. Ich habe es ja gerade schon so ein bisschen angetextet. Da steigen wir gleich voll ein, Christiane Ehringhaus. Du bist heute auch zu Gast. Vielen Dank. Stelle dich mal an. bitte vor. Ja hallo, ich bin Christiane Ehringhaus. Normalerweise arbeite ich in der KfW Entwicklungsbank mit Entwicklungsprojekten, aber ich bin ursprünglich nicht Tropenbotanikerin. Aber hier in Frankfurt habe ich mich auch über die Krautschau für die kleinen Fritzenpflanzen in der Stadt interessiert und da ich zu diesen Pflanzen begeisterten Zählen habe ich mich anstecken lassen und mache wahnsinnig gern in dieser Krautschau mit. Ich bin heute Morgen auf dem Weg hierher natürlich auch schon bewusst mit offenen Augen durch diese Stadt gegangen und habe ein paar Pflanzen selbst erkannt, also breitwegerig, Hürtenteschel, sowas, die einfach so im Asphalt sprossen sozusagen und ein paar bestimmt, die mir schon deswegen gefallen, was sich so großartige Namen haben, nämlich gewöhnlich ein Natternkopf, Kohl, Gänse, Diesel, gehörter Sauerklee und stinkenden Storchgeschnabel. Wahrscheinlich sind die total typisch und ihr sagt so, ja, check, check, check, kennen wir alle. Jetzt wollte ich aber erst mal wissen, habt ihr eine Lieblingspflanze in der Stadt? Also, jede von euch, Julia, welche? Also auf Anhieb 5 oder so, die ich alle gleich Lieblingspflanzen nennen würde, aber wo du sie schon genannt hast, der Breitwäger ist tatsächlich eine davon, der so widerständig überall vorkommt, sich anpasst, also entweder, wenn er in der kleinen engen Ritze wächst, in die er sich reinschmiegt, werden die Rosettenblätter manchmal nur so 2-3 cm lang an guten Plätzen, wird da irgendwie ein halben Meter Durchmesser breit und hoch und ist so unfassbar robust, geht mit den Wurzeln Meter in die Tiefe, holt sich da immer noch einen letzten Restwasser. Ich habe vor 2 Jahren eingesehen, hier am mitten in so einem Asphaltloch auf der Robert-Meier -Straße, da war nur schwarzer Asphalt außenrum, drin ein kleines Loch und drin ein blühender Breitwäger -Richt, der in Hochsommer im Juli, ich glaube, das war einer dieser heißen Sommer, wo es ja wochenlang 40 Grad fast hatte, kein Wasser, kein Regen und da blühte dieser Breitwäger-Richt in diesem Asphaltloch und war einfach da und ließ sich nicht unterkriegen und man kann ihn essen, er ist eine Heilpflanze, unglaublich viele tolle Eigenschaften, man könnte die ganze Stunde nur mit dem Breitwäger-Richt verbringen und das gilt natürlich für alle dieser Pflanzen, die man da trifft, man kommt aus dem Staunen nicht aus. Ein paar Beispiele haben wir jetzt schon gehört und ich würde gleich als erstes drauf hinaus, ob das jetzt eigentlich unkraut ist oder, und das hört dich jetzt aus deiner Stimme so ein bisschen raus, Julia, eher alles so ein obanes Wunder. Natürlich ein Obwarniswunder. Ich meine, was ist Unkraut? Was bedeutet dieses Un? Wie kann ein Kraut Unkraut sein? All diese sogenannten Unkräuter sind heimische Wildpflanzen, die hierher gehören, die jeweils eine ganze Liste haben von Arten, die von ihnen abhängen, also Insekten, Spinnen, sonstiges Viehzeug, was da drin, da dran, davon lebt. Sie sind Teil des Gesellschaften, sagt man, die gehören hierher. Wie kann das Unkraut sein? Und sie werden ja durch uns zum Unkraut gemacht, weil wir durch jahrzehntelange eingefahrene Seegewohnheiten, das irgendwie optisch so gelernt haben, da darf keine Pflanze sein. Da gehört keine Pflanze hin, also ist die Pflanze, die da auftaucht, ein Unkraut, was ja total absurd ist. Und diese Seegewohnheiten führen aber eben bei den meisten Menschen dazu, dass sie pflanzen an solchen Orten oder auch im Garten an bestimmten Stellen überall da, wo der Mensch sagt, hier bin ich und da hat sonst nichts anderes zu sein. Alles, was doch auftaucht, ist Unkraut. Das ist totaler Blödsinn in Zeiten, wo wir eben die Biodiversitätskrise haben, wo wir Insekten sterben haben und wo all diese Arten eigentlich in Bausteinen sind, diese Vielfalt zu erhalten. Ich glaube, wir kennen alle dieses Bild von älteren Leuten, die auf den Knien über den Gehweg robben und jedes einzelne Pflänzchen aus den Fugen kratzen. Auch in der Stadt gibt es ja oft so Leute, die beauftragt werden, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder so, oder irgendwelche Gärtner, noch den letzten Rand irgendwie wieder in Anführungsstrichen ordentlich sauber zu machen, wenn du sowas siehst, Christiane, gehst du vorbei, tippst ihn auf die Schulter und setzt dich lieber in die Sonne. Also ich versuche mir natürlich als Engagement zu gehen und sagen, das ist nicht nötig. Das ist wichtig, dass hier Pflanzen sind. Also das Extreme ist ja, das Kärchern oder das Wegbrennen, das sieht man immer wieder. Da läuft es mir natürlich kalt über den Rücken runter, aber gleichzeitig natürlich haben die Menschen ein Schönheitsideal im Kopf, was sich nicht von einem Tag zum anderen ändert. Und auch so ein Ordnungsideal. Genau, und Belehrung hilft ja nicht in so einer Situation. Deswegen ist Krautschauer halt auch wunderbar, weil man halt mit lustig und in der Interaktion da in den Dialog kommt, ohne jetzt da mit dem Zeigefinger zu wackeln und zu sagen, das darfst du nicht, das ist schlecht. Also du würdest eher mit der Kreide anrücken und bevor es weggebrannt wird, hinschreiben. Weiß ich nicht. Gewöhnlich an Atter, an Kopf. Und da gibt es ja ganz tolle Namen, die schon alleine irgendwie eine Aufmerksamkeit dafür erreden. nur blödes Gras ist oder so. Genau. Genau. Das eine ist ja die Benennung. Was ist das? Und dadurch lenkt man die Aufmerksamkeit auf die einzelnen Pflanzen. Und dann beide Aktionen entstehen ja dann auch Gespräche. Und die sind halt spannend. Und dann halten Menschen an eben auch die Alten, die vielleicht sagen, das gehört aber nicht in meine Einfahrt, aber auch junge Menschen, Kinder, mit denen man dann ein Gespräch über was ist schön und richtig, was es wertvoll haben kann. Und das ist toll. Ich bin gerade zu der Vorstellung, alte Personen rutscht über den Gestalt und entfernt Unkraut. Mich hat vor ein paar Wochen eine alte Dame angerufen, die von ihrer Gemeinde dazu verdonnert wird, das Grün auf ihrem Gehweg vor dem Haus zu entfernen, das aber nicht möchte und nicht tut. Und wo es jetzt ein Gerichtsverfahren gibt, Anfang Juni, wo sie mich als Sachverständige dazu eingeladen hat, um für das Unkraut zu sprechen und dazu legen, warum das doch bleiben kann und soll. Und da bin ich sehr gespannt drauf. Also im Sinne von, wie man verpflichtet ist, den Gehsteig zu räumen und dafür zu sorgen, dass wenn ein Baum da irgendwie draufhängt, kein Arzt runterfliegt oder so will diese Gemeinde sogar, dass sie... Das ist natürlich ein fließender Übergang, wenn dann so viel da wächst, dass die Gehwegblatten nur noch von Kniehohmen und Grün bedeckt sind, ist das natürlich auch ein Hindernis für Menschen, die die Gehbehindert sind oder sonstigen Gründen eingeschränkt. Man muss schon schauen, dass die Gehwege auch vermännlichen benutzbar bleiben, aber ein bisschen Grün sollte doch immer möglich sein. Ich bin sehr gespannt auf dieses Verfahren. ja auch. Ich würde gerne darauf hinaus jetzt erst mal für alle, die interessiert sind, zuhören, gerne mitmachen wollen, wie funktioniert eigentlich Krautschau, Julia, du bist die volle Expertin, erklär's mal. Es ist super-simple. Man geht los, senkt den Blick nach unten, schaut, ob man, wo man was Grünes findet und geht dann idealerweise auf die Knie, um es genauer anzuschauen, wenn man es nicht fort erkennt, mit dem Handy zu bestimmen. Jeder hat ja heute die Bestimmungsbücher dabei, niemand braucht Vorkenntnisse zu haben, wir benutzen und empfehlen die Flora Incognita App, die eine deutsche App mit stetig wachsendem Artenrepertoire ist. Man bestimmt, was man findet und dann hat man eine Kreide dabei, mit der man beschriftet den schönen Namen, den man ja meistens für diese Pflanzen findet. Gerne den Hashtag Krautschau dazu, so dass das Ganze dann gleich ein Hingucker ist für die, die als nächstes vorbeikommen und vielleicht auch für die, die in drei Wochen noch vorbeikommen, wenn es nicht regnet bleibt, dass zum Teil ja ziemlich lang stehen. Und wer da noch Zeit hat und Lust und den Social Media aktiv ist, gerne noch ein Foto machen und eben dieses Foto mit dem Hashtag Krautschau oder Hashtag mehr als Unkraut auch posten, dass es dann auch im Netz noch eine gewisse Resonanz findet, die sich dann auch gegenseitig verstärkt. Und wir machen eben dazu diese Aktionszeitraum immer im Mai um den Tag der Artenvielfalt drum am 22. Mai, wo man zehn Tage lang verstärkt, Aktionen bündeln in ganz Deutschland, Menschen einladen, Krautschau spaziergänge anzubieten und das eben in diesen Zeitraum zu legen. Dieser Zeitraum konkret ist dieses Jahr 2050 von... 16. bis 25. Mai jetzt also kommen. andersrum nicht bedeutet, dass ich nur in diesem Zeitraum Krauturm machen kann, sondern dass da ganz besonders viele Aktionen stattfinden. Vielleicht auch in Ihrer Nähe, wir verlinken in den Infos zu dieser Folge, wo man das nachgucken kann. Also es gibt Datenmanken, wo gesammelt wird, wo Leute Spaziergänge gemeinsam anbieten. Sie können das aber auch ganz privat machen mit Kindern, Verwandten, sonst was beim Spaziergang. Es gibt keinen Zwang mindestens 25 verschiedene Arten zu bestimmen, jede einzelne zählt. Christiane, du machst da mit, hast auch schon öfter mitgemacht. Jetzt nochmal kurz zur Zusammenfassung. Was brauche ich, wenn ich das machen will? Wahrscheinlich nur drei Sachen, oder? Genau, also ich brauche mich selbst. Gut ist ein Handy dabei zu haben mit einer Pflanzen -Identifizierung app und mindestens eine Kreide. Schön ist es, wenn man bunte Kreiden hat, dann kann man es besonders hübsch machen und das macht dann auch Spaß. Aber es reicht auch einfach weiße Kreide und sonst braucht man eigentlich nichts. Also ich habe es schon alleine gemacht, ich habe es in der Gruppe gemacht, zweit gemacht, das macht alles Spaß. Also gehen Sie Kreide klauen oder nehmen Sie die Kinder mit den Kreiden gleich mit. Die Flora & Cognita App ist kostenlos, Fragezeichen, ja. Können Sie einfach runterladen, funktioniert wirklich ganz easy. Man richtet die Kamera auf, das Pflänzchen manchmal reicht ein einziges Foto. Ansonsten sagt die App einem, es braucht nochmal das Blatt von oben und die ganze Pflanze oder so. Und dann gibt sie eine Wahrscheinlichkeit an, mit der die Bestimmung stimmt. Wenn du so unterwegs bist, auch mal alleine, ich glaube in Gruppen ist irgendwie noch selbst erklärend, dass das eine Gruppe ist, die gerade was macht oder so, ja. Aber gucken die Leute komisch, wenn du auf den Knien rumroppst und mit Kreide irgendwas aufstisst. auf die Straße schreibst? Genau, das hat sich am Anfang etwas seltsam angefühlt, aber ich bin angesteckt worden eben in den Mitmachaktionen und ich fand es einfach ganz toll, eben in der Gruppe und dann auch wegen der Gespräche, die da entstanden. Und dann konnte ich irgendwie nicht aufhören, bin dann alleine losgetiegert und das war auch spannend, weil natürlich die denken, was macht denn da, die Frau, warum schreibt die da alleine was auf das Asphalt? Aber es kommen dann tatsächlich weniger als in der Gruppe, aber auch Leute dazu und schauen sich das an. Was ich dann auch spannend finde ist, mich etwas weiter weg hinzustellen, einfach zu beobachten. Halten die Leute denn an, wer hält an, schauen die dann aufs Handy, was das ist und solche Sachen. Das finde ich sehr, sehr spannend, einfach am People Watching ein bisschen anders und ich habe dann meinen Spaß damit, aber das ist natürlich auch Geschmackssache und zuerst dachte ich, was ist das für ein seltsames Hobby, aber mir macht es Spaß. Meck hat da auch mal jemand, wo sie dürfen doch hier nichts auf die Strasse schlafen. We'll see you next time. Aber angesprochen wirst du mal tun. Was machen Sie da eigentlich? Genau, und dann kam natürlich dann manchmal die Frage, warum? Und dann kann man ein interessantes Gespräch haben. Yeah. Thank you. Was sagst du denn dann? Warum? Also auf der Straße hat man ja manchmal nicht so viel Zeit, wenn die Leute eigentlich weiter wollen. Hast du so eine ganz leichtgängige Message, die du dann rüberbringst? Ja, es geht um das Sichtbarmachen von Pflanzen, die auf dem Pflaster überleben oder auch sagen ihren Lebensraum entwickeln und einfach die Schönheit aufzuzeigen und das Interessante eigentlich, ich bin jetzt nicht selber Wissenschaftlerin mehr, aber für mich geht es jetzt weniger, um jetzt ganz viel wissenschaftliche Fakten zu kommunizieren, sondern überhaupt ins Gespräch zu kommen mit Leuten, die vielleicht sonst gar nicht über Pflanzen oder über Natur reden würden, die einfach die Aktionen seltsam oder interessant finden und dann mehr darüber wissen wollen und dann sagen wir mal auf relativ sanfte Art und Weise eben über Pflanzen, Natur reden zu können, eben einfach durch das sagen, dadurch durch das Interessewecken von Menschen, die sonst sich vielleicht auf dieses Thema gar nicht einlassen würden. Ich habe noch ein kleines Spielchen mitgebracht, bevor wir jetzt weiter genau über Kautschau reden, das uns dem Ganzen auch näher bringt, Mythos oder Wahrheit. Ich stelle jeweils einer von euch die Frage und ihr könnt dann kurz antworten, erst mal Mythos oder Wahrheit sagen natürlich. Julia, nur Botanikerinnen erkennen den Unterschied zwischen Gänseblümchen und Hungerblümchen richtig oder falsch? Mythos, weil sobald man mal wirklich den Blick drauf richtet und hinschaut, sieht man sofort, dass die total anders sind. Und das ist auch das Schöne. Man lernt sehr schnell Unterschiede kennen, er kennt auch Pflanzen wieder. Also wenn man eine Pflanze zwei, drei Mal gesehen hat, von der App bestimmt bekam, erkennt man die wieder, hat sein erstes Erfolgserlebnis, merkt, auch wohin die sich unterscheiden, also beschärft den Blick für Details. Und kommt dann sehr schnell darauf, man will mehr davon. Und man hat jedes Mal dann einen kleinen Belohnungsgefühl, weil man eine Pflanze wieder erkennt und will dann mehr kennen. Und das funktioniert auch bei Kindern. Ich war zum Beispiel mit Erstklässlern unterwegs, die dann, als ich zweite Mal bei ihnen war, mir schon gesagt habe, ich habe die Pflanze, die wir letzte Woche bestimmt, dann habe ich wieder gesehen. Und wie schnell das geht und wie schnell das eben auch bei allen Altersgruppen funktioniert, das ist erkennen von Details und unterschiedlichen Arten. Das ist unglaublich. Wir machten so mit, Christiane. Also du bist eigentlich so ein bisschen nicht das Beispiel, mit dem wir so werben wollen, weil wir sagen wollen, jeder kann mitmachen. Jetzt bist du ausgebildete Botanikerin, aber du bist in den Gruppen unterwegs. Was sind das für Leute, alt und jung, vorgebildet und nicht? Oder gibt es irgendein gemeinsames Nenner? Also ich glaube, das sind Menschen, die eben an der Stadt interessiert sind, also wir haben Leute aus Kulturschaffenden, aber auch Menschen, die eben ganz normal im Büro arbeiten und gerne mal raus wollen und was Neues entdecken, also sehr unterschiedliche Menschen, die schon a priori Natur interessiert sind, aber auch Menschen, die an der Stadt interessiert sind. Und das ist sehr interessant, da diese unterschiedlichen Menschen zusammen zu erleben. Manchmal, wenn man Glück hat, kann man danach auch noch ein Bierchen trinken zusammen und lernt ganz andere Menschen kennen, finde ich es sehr spannend. Und ich meine, auch wenn ich ausgebildete Botanikerin bin, früher hätte das einen riesen Unterschied gemacht. Die kennt Pflanzen und die kennt keine Pflanzen. Heute durch die Apps ist das gar nicht mehr so ein Unterschied. Jeder kann relativ schnell identifizieren. Und darum geht es auch gar nicht, wer weiß jetzt mehr, sondern es geht ja um die Entdeckung auch. Braucht es. die App denn auch? Oder würdest du sagen, jetzt nach ein paar mal mitmachen, weiß ich eigentlich so ziemlich gut, 90 Prozent kenne ich. Ich brauche sie immer weniger, aber wie jedes Wissen, das rostet ja auch ein und jedes Jahr in der Bluesaison frische ich das wieder auf. Und was auch ganz spannend ist, die App kann ja auch Pflanzen identifizieren, die gar nicht blühen, sondern eben nur so ein kleines Blättchen oder so. Da bin ich auch jedes Mal baff. Das sieht aus wie, das sind sehr, sehr wenig Anhaltspunkte auch als ausgebildeter Botanikerin, aber die App kann das identifizieren. Und das ist sehr, sehr spannend. Und dann lerne ich auch, wie kann ich Pflanzen, wenn sie nicht blühen, besser identifizieren. Das finde ich sehr, sehr spannend. Und was für mich ist auch nicht entscheidend, jede einzelne Pflanze, die ich identifizieren, sondern das Gesamtkunstwerk, könnte man fast sagen. Zum Beispiel war es so, in der Aktion vor zwei Jahren haben wir in 150 Meter Straße über 90 Arten identifiziert. Das hat auch mich als Botanikerin total überrascht, wie viel da ist. Das ist natürlich zusammen Mords Erfolgserlebnis und dann haben wir gesagt, haben wir mehr als die Nachbarstadt identifiziert oder nicht. Und genau das Erlebnis ist fast das Wichtigere als jetzt jede einzelne Art, die wir da identifizieren. Trotzdem würde ich gerne mal ein bisschen mehr darüber hinaus herausfinden, was da eigentlich so ist, was da eigentlich so wächst. Julia, wie viele, habt ihr einen Überblick, wie viele verschiedene Arten sind denn so insgesamt zu erwarten? Und warum sind die wertvoll? Erst mal, wie viele Arten? Wie viele Arten in Deutschland insgesamt in diesem Habitat vorkommen, wissen wir nicht genau. Es gibt Erhebungen aus Braunschweig, da sind über 500, die in dieser Umgebung gefunden wurden. Für Frankfurt hatten wir, ich glaube, aus 2017 war eine Studie bei Senckenberg durchgeführt worden, eine Massarbeit, die hat anhand von Transsekten im Stadtgebiet, also keine flächendeckende Kartierung, sondern immer so Linien entlang derer erhoben wurde. Die hat 320 Arten plus, minus gefunden, also 317, glaube ich. Das ist schon mal ganz schön viel dafür, dass die meisten Leute denken, da wächst Mosgras und Unkraut. Und wie gesagt, bei den Spaziergängen, das Beispiel, was die Christiane genannt hat, das war als eine Strecke am Merianplatz in Bornheim, wo sehr viel unterschiedliches Pflaster, altes Steinpflaster zusammen trifft, wo dann unterschiedlich große und unterschiedlich tiefe Ritzenflächen mit unterschiedlichen Boden zur Verfügung stehen. Das ist eine wirklich vielfältige Stelle am reichhaltigsten, am artenreichsten Spaziergang, den ich dort hatte, haben wir tatsächlich 106 Arten gefunden. Das war dann wirklich ordentlich. Aber wie viele Pflanzen es insgesamt gibt, kann man als feste Zahl gar nicht sagen. Es kommen ja auch ständig neue dazu. Es hauen immer wieder welche aus Gärten ab, die dann da in der Nachbarschaft zu finden sind. Es wandern Arten ein, breiten sich aus, sogenannte Neofüten. Eine absolute Zahl werden wir nicht haben. Aber wie gesagt, so diese, ich erzähle das immer eingangs, so als Rahmeninfo um die 500 Arten in Deutschland können wir finden in diesem Habitat in Frankfurt um etwas mehr als 300 und wir arbeiten eben gerade dran. Das ist ein Resultat der Zusammenarbeit mit Flora in Kognita, dass wir die Meldungen in Frankfurt mal zusammentragen, sichten und vielleicht da eine neue Artenzahl dann daraus erarbeiten können. Du hast es schon angesprochen und jetzt kommen wir zu meinem nächsten Mythos oder Wahrheit. Heute sind die Mehrheit der städtischen Pflanzen eh Neofüten, also eingewanderte Pflanzen, die den ursprünglichen Schaden, Mythos oder Wahrheit. Mütos. Es gibt natürlich immer, gerade in den Städten kommen die neuen zuerst. Das sind ja alte Handelswege, wo sich Reisewege kreuzen, wo Menschen Waren herbringen oder auch Pflanzen mitbringen von die Reisen durch die Welt. Und hier fangen sie dann an, sich in die Fläche auszubreiten. Insofern sind Städte oft schon Hotspots dieser sogenannten Neofütten. Aber die Mehrheit der städtischen Pflanzen sind jetzt keine Neofütten und auch nicht alle breiten sich auf Kosten anderer aus. Die meisten fügen sich eigentlich ganz brav ein, nehmen ihren Platz ein, ersetzen auch welche, die aus anderen Gründen ausgestorben sind. Davon haben wir ja auch viele. Das wissen wir in Frankfurt ziemlich genau, weil Senckenberg mit seinem Herr Bar die letzten paar hundert Jahre abdeckt, daraufhin, welche Pflanzen es gab und gibt. Und natürlich gibt es Neofütten, die einen gewissen Ausbreitungstrag oder Druck haben, die dann andere auch verdrängen. Aber die Mehrheit derer ist, tut das nicht. Noch einmal Mythos oder Wahrheit Christiane. Ritzenpflanzen sind ökologisch wertlos. Das ist natürlich ein Mythos. Was ist denn da? von dem? Ja, also wir reden ja ganz viel von der Hitze und der Austrocknung der Städte und Ritzenpflanzen sind wahnsinnig wichtig, um Feuchtigkeit im Boden zu halten, Versicherung zu ermöglichen und eben so auch der Aufhitzung entgegenzuwirken. Deswegen ist die Versiegelung ja so schlecht, weil da Pflanzen keinen Raum haben und dementsprechend auch kein Wasser abfließt und die Wasserreservoirs wieder auftanken und die Pflanzen sind da wahnsinnig wichtig. Auch zur Kühlung der Luft, die Julia zitiert immer gerne eine Studie, wo kleine Ritzenpflanzen ein Wahnsinns Unterschied machen in der Lufttemperatur nicht nur 1 cm über dem Boden, sondern auch so einen halben Meter über dem Boden. Da gibt es wohl eine Studie aus Santiago de Compostela nicht. Pflanzen in der in den Fugen zerstören das Pflaster. Ganz klar Mythos, das sagen zwar alle Hausmeister oder sonstigen Gebäudebeauftragte, das stimmt aber nicht. Im Gegenteil gibt es Erkenntnisse, dass eine dichte Begrünung in den Pflasterfugen den Pflasterverbund sogar stärkt, weil dann eben keine Ecken und Kanten rausragen, gegen die man mit dem Fuß stößt und die man dann los tritt, sondern das Pflaster wird dadurch eher gefestigt. Und die meisten Arten, die wir in den Ritzen haben, sind kroatige Einjährige, die dann im Herbst verschwinden, sich zurückziehen und dann einfach nicht mehr da sind, sich auch nicht anreichern, die zerstören das Pflaster nicht. Ausnahme, wenn wir einen Sämling von einem Baum haben, ein Götterbaum zum Beispiel, der kommt ja überall klar, wächst sehr schnell. Die wachsen dann natürlich holzig in die Breite und die sprengen natürlich so die Pflastersteine dann mit der Zeit durch ihr dicken Wachstum auseinander. Aber die normalen, gängigen, kroatigen Krautschauarten, die zerstören kein Pflaster. Chris, Julia, dann sag's doch gleich mal, also der Effekt ist ja so ein bisschen der wie wenn man Dächer begrünt und da gibt's glaube ich so eine Faustzahl von zwei bis sieben Grad im Mittel irgendwie vier oder fünf oder so, die begrünte Dächer kühler sind als so normale Dächer, wo gar nichts drauf wächst. Wie ist es für den Boden, wenn ich so ein Pflaster habe, ist ja wahrscheinlich auch unterschiedlich, wie fett die Ritzen zwischen den Pflastersteinen sind und so kann man gar nicht pauschal sagen, dass es irgendwie einen Unterschied macht, leuchtet ein. Spontan hätte ich jetzt gedacht, naja das ist so im Bereich von paar Zehntel Grad. oder so. Also in Santiago del Compostela wurde gemessen an einem heißen Sommernachmittag am zentralen Platz der Stadt, der ich glaube mit schwarzen Basaltplatten gedeckt ist und die Ritzen dazwischen sind dicht begrünt und der Temperaturunterschied war bis zu 28 Grad. Zwischen Ritze und Stein. Genau, also Pflanzen kühlen ja doppelt einmal durch Schatten passiv und einmal durch Verdunstung aktiv und das hat eben so einen großen Unterschied gemacht und war auch in 2 bis 3 Meter Höhe noch messbar mit mehreren Grad in der Summe, also auch ein kleiner Baustein zur Kühlung der Städte im Klimawandel und nicht zu unterschätzen. Gut, es ist jetzt nicht so ein Kühleffekt wie ein Park, wo ein großer Baum drin steht und in dessen Schatten man sitzt, aber in der Summe trägt es dazu beide Städte an den Klimawandel an zu passen und klar, es hängt davon ab, wie groß und wie tief die Ritzen sind, wie groß der Anteil der Ritzenfläche ist. Da gibt es ja von, in Frankfurt eine Erhebung der geplasterten öffentlichen Flächen gibt es Ritzenanteil von 15 bis 35 Prozent, es schwankt also stark und in der Summe gibt es in Frankfurt eine zur Verfügung stehende Ritzenfläche, die begrünt werden könnte von 1 bis 2 Quadratkilometer, wenn man das mal zusammenrechnet. Das ist so viel wie die Naturgespräche der Stadt, also macht schon auch, ist ein Baustein für mehr Natur in der Stadt. Man denkt so, da wächst hier ein Pflänzchen und da wächst da ein kleines Pflänzchen. Aber wenn man das auf die Stadt hochrechnet, ergibt sich doch eine erhebliche Fläche, die in der Summe einen Unterschied macht. und wenn sie denn komplett begrünt wäre, was ja nicht ist. Also es wird ja schon an vielen Städten wird es dann entfernt oder entfernt sich auch von selbst, da wo Menschen laufen, wo steht da Tritt, herrscht, kommen natürlich dann sehr viel weniger bis gar keine Pflanzen vor, aber wenn man es da lassen würde oder auch fördern würde oder zum Beispiel, jetzt habe ich mich verhasst wird. Also in der Summe ist es ein Potenzial, das man stärker nutzen könnte, auch zu Vernetzung, wenn du gerade nach dem ökologischen Wert gefragt hast. Das Vernetzt der Lebensräume, also Tiere, Schneckenkäfer, Armeisen, Spinnen laufen lieber, wenn sie von einem grünen Fleck zum nächsten oder von einem Park zum anderen, von einem Lebensraum zum anderen kommen müssen, laufen lieber auf einer begrünten Ritze als über den nackten heißen Stein. Also all diese linienhaften Strukturen, die diese Pflasterfugen darstellen, sind ein wichtiges grünes Netz, was im Prinzip über die ganze Stadt sich legt und was den Populationen von Tieren in Grünflächen und Gärten hilft, den Ort zu wechseln und ohne sich eben so auf diesem heißen Stein exponieren zu müssen. Ich hab euch nach euren persönlichen Lieblingspflanzen in der Stadt gefragt, jetzt wüsste ich gerne, was die häufigsten sind. Gibt's so was wie eine Top 5 oder so? Oder eine Top 10 oder einfach so aus dem Bauch raus, wenn du sagst, wenn sie zum ersten Mal losgehen, diese und diese und diese, wenn sie bestimmt finden. Ja, die gibt es, also Poa Noir, das Einjährigerismengraß ist eigentlich immer überall da, dann das niederliegende Mastkraut, ein kleines Nelpengewächs, was die meisten erst mal als Moos so optisch identifizieren würden, der Wegerich, Löwenzahn, also das gibt es hin schon so ein Paar, die man immer und auch meistens ganzjährig antreffen wird. Das wissen wir auch über die Daten von Florian Cogneta, da kriegen wir so eine Ragenordnung der zehn häufigsten angezeigt und das sind in etwa die und noch ein paar Gänse -Kratz, Gänse-Distel noch dabei, das so würde ich sagen, die fünf. Ich hätte noch einen, und zwar das Schölkraut. Das kennt jeder. Das blüht ja schön gelb und ist auch nicht, hat auch so eichenförmige Blätter. Und die wenigsten können es benennen. Deswegen ist das auch ein schönes Erfolgserlebnis, weil wenn man das dann bestimmt, dann vergisst man es nie wieder, weil man es immer wieder sieht. Das ist ja also eine schöne Pflanze, es ist häufige Pflanze. Uns ist auch nützlich, also da gibt es viele Geschichten, zum Beispiel der der Saft ist ganz leuchtend orange und eben historisch wird gesagt, da kann man Wartzen mit heilen, ob das jetzt stimmt oder nicht, kann ich jetzt, ich glaube das ist nicht wissenschaftlich belegt, aber es ist eine interessante Geschichte und die Pflanze kann man immer wieder finden. Und Christiane gab es mal so eine richtige Überraschung für dich. Also jetzt frage ich dich auch schon mit so einem, mit diesem zweiten Hut Botanikerinnen-Ausbildung. Und so hast du mal irgendwas gefunden und du dachtest, das haut mich echt vom Hocken an. Was ich nicht kannte, war die sogenannte Scheinerdbeere. Vor allem hätte ich nicht gedacht, dass ich die irgendwie ganz nah von mir zu Hause irgendwo in der Ritze finden würde. Und die sieht tatsächlich, also als Frucht sieht sie aus wie eine Erdbeere. Wenn sie blüht, ist es eine gelbe Blüte, keine weiße Blüte, wie die Erdbeere, dann sieht man schon, dass das was anderes ist. Aber es ist wirklich sehr, sehr ähnlich und das hat mich überrascht und gefreut und das war sehr spannend, das zu entdecken. Julia, gab es bei dir mal eine große Überraschung? Ja, ich hatte jetzt gerade im Frühling einen Vortrag gehalten in Hofheim und davor hatten wir einen kleinen Rundgang durch die wirklich total zugepflasterte Umgebung um diese Stadtheile gemacht, wo in der Ritze auf einem Parkplatz zwischen den Steinen das Tellerkraut raus explodiert ist. Eine ziemlich saftig grüne Art, also fragildrittempfindlich, die da aber wie eine kleine Explosion rauskam. Kleitonia per foliata heißt die, auch Kubaspinat oder Winterportolac oder Posteline wird auch so als Wintergemüse angebaut und das war gut. Also sozusagen unterschiedliche Namen für ein und... und die eigentlich, die ich noch nie in diesem Habit hat gesehen habe, weil sie eigentlich, also sieht kein Tritt aus. Ich weiß nicht, wie es die geschafft hat, da so zu einer Schönheit, also die war gut, 10, 15 Zentimeter hoch, in voller Pracht sogar geblüht und wie gesagt, ist essbar. Es ist eingeführt als Gemüsepflanzenart, hat viel Vitamin C, also und ist da mitten in dieser total versiegelt grauen Parkplatz-Umgebung plötzlich da aus dem Pflaster geschossen. Wundervoll aussehend und habe ich noch nie gefunden in dem Habitat. wahrscheinlich laufen jetzt, wo sie so schön und groß ist und auch noch blüht und so einfach alle Leute drumherum. Hoffen wir es mal. Ich würde jetzt gerne noch darauf hinauskommen gehen, was das ganze wissenschaftlich für einen Schatz bürgt, was man mit den Daten anfangen könnte. Julia, es gibt ja schon Ideen. Ja, da gibt es Ideen. Wir haben ja jetzt seit zwei Jahren die Möglichkeit überhaupt Daten zu haben. Vorher war es ja wie gesagt so eine Spaßaktion zur Stadt Natur, nur mit Kreide und die, wo jeder für sich eben das gemacht hat. Seit zwei Jahren sammelt Flora in Kognita die Daten unter dem Hashtag Krautschau und stellt sie auch zur Forschung zur Verfügung. Wobei wir bisher noch nicht aktiv dran forschen. Wir haben jetzt gerade ein Treffen geplant, wo wir mal überlegen mit der Uni Freiburg, wo ja die Alexandra Maria Klein Professorin ist, die das Ganze von Anfang an auch aus der Wege gehoben hat, die auch die Idee zu dem ersten Aktionstag hatte und das Buch mitgeschrieben hat, das der Kosmosverlag veröffentlicht hat. Und sie überlegt, dass bei sich wieder mit Promotions- oder Masterstudierenden mal anzugehen. Wir haben um die 50.000, 53.000 gemeldete Funde jetzt über Flora in Kognita, haben die aber noch nicht gesichtet, bereinigt, klassifiziert durchgeschaut, sondern könnten das tun und werden das tun. Um aber Zeitreihen darzustellen, Entwicklungen darzustellen, sind zwei Jahre eh noch ziemlich kurz, auch mit den jährlichen Schwankungen, mal ist es trocken, mal feucht, was natürlich eine ganz andere Zusammensetzung der Arten dann nach sich führt. Das muss man bereinigen. Also was wir genau damit beantworten können, Verfragen, Entwicklungen zeigen, Einwanderung von Neophyten dokumentieren, Blühzeitpunkte, die sich verschieben, betrachten über die Fotos, die ja auch immer dabei sind. Das werden wir jetzt angehen, nachdem wir wirklich buff sind, wie viele Daten da überhaupt, wie viele gemeldete Funde da die App zusammenträgt und die Stellen bekommen wir zur Verfügung gestellt. natürlich das Wissenschaft, insbesondere wenn mehrere Institutionen und Menschen und so daran beteiligt sind, länger drüber nachdenken muss, was gute Fragestellungen sind und wie man die Gangs konkret formuliert. Aber hättest du eine Frage, die dir so unter den Nägeln brennt, auf die du gerne gucken würdest? Jetzt sei mal noch dahingestellt, kann ja auch sein, ihr stellt fest dafür reichen dann am Ende die Daten doch nicht aus oder wir brauchen noch ein paar Jahre oder so. Aber gibt es so eine Gioia Chroma Lieblings? Ich finde es schon sehr interessant, gerade über einen längeren Zeitraum, auch mehrere bis viele Jahre hinweg zu sehen, wie der Klimawandel sich auswirkt auf die Zusammensetzung der Arten. Also wie viel mehr wärmeliebende Arten kommen vor, nehmen mehr Fläche ein, andere eingesessene Arten verschwinden vielleicht zum einen, weil es ihnen zu heiß und zu trocken wird oder weil eben die anderen den Platz dann für sich beanspruchen. Das ist eigentlich eine sehr relevante Frage, zu der die Daten wirklich sicher gute Antworten geben können. schon eifrig. Siehst du genauso? Oder hast du noch eine andere Idee? Man könnte ja sogar, also im Hinblick auf Citizen Science, wenn das Projekt noch ein bisschen wächst, sich auch angucken, also eher mit einem Fokus auf die Menschen, die da mitmachen. Wer ist das? Warum machen die das? Was bringt das? Oder so. Genau, als Mitmacherin finde ich es überhaupt schon cool, wenn man sieht, ah, meine Pflanzen sind Teil der Datenbank und es gibt ja auch schon Karten, wo dann Pünktchen erscheinen, wo dann Erhebung gemacht wird. Und dann, das ist ein gutes Gefühl zu sehen, aha, meine 50 Punkte sind auch mit dabei. Also, dass man mitmacht, ein Mitmachprojekt hat. Zu den wissenschaftlichen Fragen, was ich spannend finde, ist zum Beispiel, wir sehen ja auch jetzt gerade immer mehr Städte machen sich Sorgen, wie sie eben die Temperaturen senken können und bestimmte öffentliche Räume werden renaturiert. Und was ich spannend finde zu sehen, wirkt sich das auf die Pflanzen, die in den Ritzen oder die, die in dem Umfeld sind, auch aus. Und wenn man jetzt längere Zeit rein hat, wenn wir jetzt angefangen haben, irgendwie 2021 oder 2022 und wenn man sich vorstellen kann, dass das jetzt über eben zehn Jahre lang Daten sind, hat man ja in davor und danach eventuell an bestimmten solchen dieser Standorte wäre spannend. Würgt ihr eigentlich jetzt schon mit dem Projekt in so eine Stadt zurück oder überhaupt in die Köpfe sozusagen der Menschen, die entscheiden, pflastern wir da oder nicht? Und wenn ja, wie pflastern wir und so, wisst ihr da schon irgendwie? Ja, es sind immer auch Aktionen dabei, die die Umweltämter zum Beispiel selbst organisieren, also die von der Stadt als Veranstalter angeboten werden, genau weil die in diese Richtung eigentlich das Ganze auch vorantreiben möchten. Die bekommen natürlich traditionell immer Anrufe von Leuten, die sagen, der Lillenzahn stört und das Unkraut muss weg, möchten aber natürlich wohlwissend, dass wir in heutigen Zeiten da umdenken müssen diesen Prozess selber auch fördern und bieten eben aus eigener Initiative die Krautschauspaziergänge an. In Frankfurt hatten wir letztes Jahr einen vom Umweltamt in Darmstadt, organisiert das Umweltamt gleich mehrere, auch in anderen Städten, geht das von der Gemeindeverwaltung aus, weil sie diesen Prozess mit anstoßen möchte. Ich habe jetzt in den nächsten Tagen an der Bergstraße einen Strautschauspaziergang, da sind zum Beispiel Gärtner des Grünflächenamts angemeldet, die sich selbst dafür interessieren. Wir hatten auch einen Spaziergang, wo Leute von der FES, also von der Städtereinigung dabei waren, die ja die sind, die wegkratzen oder also die Freien Fuhr der Stadt reinigen warst du sehr. Und die aber auch durchaus bereit sind diesen Blick zu ändern, diesen professionellen Blick, den sie darauf haben. Mit ihrer Zeit was anderes anfangen kann als da unten. Also die Städte sind demgegenüber sehr offen, wie gesagt, es gibt auch natürlich solche und solche mich erreichen auch immer E-Mails von Leuten, die sagen ja was für eine schöne Aktion, das spricht mir aus der Seele in meiner Stadt, ist es leider noch ganz anders, aber das geht nicht von heute auf morgen, das muss in die Fläche tragen und Blicke müssen sich und Sehgewohnheiten müssen sich ändern, aber daran arbeiten wir. eigentlich so einen lokalen Schwerpunkt oder so. Also wir sitzen jetzt heute hier in Frankfurt, ihr arbeitet beide in Frankfurt. Das ist eine Senckenberg unter anderem getragene Aktion, aber es ist ja überhaupt nicht beschränkt aufs Rhein-Main -Gebiet. Also wenn man diese Flora & Cogni-Karte anguckt, dann findet es in vielen Städten statt. Du hast gesagt, Braunschweig hat 500 Arten. Trotzdem hatte ich so ein bisschen beim Blick auf die Karte des Gefühles, gibt es so was wie blinde Flecken in Deutschland. Wo würdest du denn gerne noch mehr die Menschen ins Boot holen und animieren und sagen, macht mal mit. Es ist völlig wurscht, gebundesweit, überall. Egal große Städte, kleine Städte, mittlere Städte. Ja, überall eigentlich, also es ist schon, wir haben gestern, als ich auf den Anbildungsstand zu den Aktionsspaziergängen geschaut habe, hatten wir von 16 Bundesländern, waren 14 an Bord, zumindest mit einer Stadt, aber da gibt es natürlich in der Fläche noch Lücken und ich hätte gerne, dass in jeder Großstadt zumindest einen Spaziergang angeboten wird, das ist momentan noch nicht der Fall, ändert sich auch jedes Jahr wieder, manchmal war Hamburg dabei und dann im nächsten Jahr wieder nicht zum Beispiel oder München haben wir, glaube ich, auch noch nicht, aber das kommt vielleicht noch. Es bebald sich natürlich im Rhein-Main-Gebiet, das sieht man ganz klar in der Liste der Termine, weil wir hier doch eine gewisse Zahl von Verbündeten an Bord haben, die dann sagen, ja, mach Spaß, ich mache einen Eigenspaziergang, den anmelden und aber wir hoffen, dass dieser Effekt dann auch in den anderen Städten greifen wird. Christiane, warum? ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um da mitzumachen, um auf die Knie zu gehen, sich eine Kreide zu schnappen und egal, ob man 20 Minuten hat oder drei Stunden, einfach mal anzufangen. Also, jetzt ist eine wunderbare Jahreszeit, um das zu machen. Es blüht ganz viel, es spriest ganz viel und und da kann man das entdecken und bewunden. Sagen, es macht riesig Spaß, wie eben schon gesagt. Jeder kann mitmachen, ob jung oder alt, ob botanisch ausgebildet oder nicht. Das ist eine tolle Gelegenheit, mehr zu lernen, schnell zu lernen über die Stadt, über die Pflanzen, über den ökologischen Wert dieser Kleinode und geben. Und das Schöne ist, man kommt halt ins Gespräch und man verbindet sich mit den Menschen der Stadt und die Mitstreiter, aber eben auch die noch nicht überzeugten, die einfach neugierig sind. Und das finde ich mit das Spannendste. Ich muss mit dem widersprechen. Jetzt ist gar nicht unbedingt der beste Zeitpunkt. Ich habe jetzt so eine Aktionszeit drauf. Was ist da denn aus? Aber ich habe letztes Jahr im Dezember ein Adventskalender auf Instagram gemacht, ein Coucher Adventskalender und habe fast jeden Tag tatsächlich auch eine Art gefunden, wo gerade was am Blühen war. Und dass also dieses ganzjährige der Aktion, also wo man aktiv werden kann, weil die Pflanzen einfach immer da sind, wo die meisten Leute auch denken, ja, im Frühling ist es schön grün, da finden wir die. Aber wenn man dann mal angefangen hat, merkt man, dass die eben ganzjährig da sind und man sie ganzjährig auch bestimmen kann. Und eben auch, das finde ich auch mit das Schamante an der Aktion. Man muss nicht in Zoo, man muss nicht in Palmgarten irgendwie hin, um Biodiversität zu erleben, sondern senkt den Blick vor der eigenen Haustür im Dezember und findet ein blühendes Gänseblümchen. Das ist jetzt mal ein neues Beispiel, aber das tisert viele Leute an, weil sie Gänseblümchen ja auch irgendwie schon kennen, vertraut empfinden. Und dann beim nächsten Schritt findet man dann Hürtentaschel, was gerade noch seine Früchte macht. Und also wie gesagt, jetzt ist ein super Zeitpunkt natürlich, weil man so Frühlingsfroh ist und dem auch per se schon zu gewandt ist der Natur. Aber es geht das ganze Jahr. Also ist eigentlich ideal jetzt in dem Aktionszeitraum mal anzufangen. Und dann, Christiane sagt es macht ein bisschen süchtig, einfach nicht mehr aufzuhören. oder? Ja, wenn man auf dem Bus wartet, daneben der Kippe mal zu schauen, was da ist und man entdeckt dann so viel Schönheit auf grauen Pflaster oder in Orten, wo man es nicht vermutet. Und was ich ganz toll finde, ist auch gerade, wenn man sich es auch so vielleicht sagen, sich vorstellt, man ist ein kleiner Zwerg, wie kleine Landschaften, wunderbare kleine Landschaften zwischen Moos und kleinen und winzig kleinen Blüten, die man von Weibengarnis sieht, erst wenn man sich runterknäht. Das ist wie so eine kleine Wunderwelt, wenn man so ästhetisch motiviert ist und das entdecken möchte. Ja, Vielfalt zum Niederknehen, nicht nur weil man in Niederknehen muss, um es überhaupt sehen zu können, sondern auch zum Niederknehen schön vor Bewunderung und Hochachtung. Das ist noch ein großartiges Schlusswort. Ganz vielen Dank, dass ihr da wart für Krautschau und Christiane Ehringhaus und Julia Krummer. Danke, dass wir da sein durften. Vielen Dank, es hat Spaß gemacht. Wenn Sie jetzt angefixit sind und mitbochen wollen, liebe Zuhörenden, dann rufen wir nicht nur Juhu, sondern haben natürlich sofort auch alle Tipps und Links für Sie griffbereit. Klicken Sie sich einfach in die Infos zu dieser Folge, da gibt's Verweise auf die Krautschauseiten im Internet, auf Bestimmungs-Apps, die Sie nutzen können, Videos, die Schritt für Schritt zeigen, wie leicht das dann mit dem Bestimmen eigentlich geht. Wir verlinken das Buch zur Aktion, Sie finden auch Tipps für Veranstaltungen, bei denen Sie gemeinsam mit anderen auf Krautschaug gehen können und vieles mehr. Das alles können Sie ebenso gut nachlesen auf Senckenberg .de. Wenn Ihnen diese Folge gefallen hat, dann lassen Sie gerne einen Like da oder einen Abo und empfehlen uns weiter. Fürs Zuhören heute, dank zu sein Schädlich, bis zum nächsten Mal. Tschüss und machen Sie es gut!